Interaktion zwischen Real- und Finanz­wirtschaft

Lesedauer ca. 4 Minuten

Die Daten des STM haben gezeigt, dass die Finanzwirtschaft bereits vielfältige Kriterien und Strategien nutzt, um Kapital nachhaltiger zu allokieren. Es ist allerdings anzumerken, dass über die Allokation von Kapital insbesondere auch der aktive Austausch zwischen Real- und Finanzwirtschaft eine Möglichkeit darstellt, die Transformation der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit voranzutreiben. In diesem Sinne haben außerdem untersucht, inwieweit dieser aktive Dialog bereits stattfindet. Dieser Frage möchten wir uns im nächsten Abschnitt widmen.

Wichtigkeit von Nachhaltigkeit in Interaktionen mit Geldgeber:innen

Um der Frage nach dem aktiven Dialog zwischen Real- und Finanzwirtschaft zum Thema Nachhaltigkeit auf den Grund zu gehen, haben wir zuerst die Teilnehmenden der Realwirtschaft gefragt, wie wichtig das Thema Nachhaltigkeit in Gesprächen mit Geldgeber:innen ist. Tatsächlich gaben mehr als die Hälfte der Befragten an, das Thema Nachhaltigkeit sei in Gesprächen mit Geldgeber:innen “eher wichtig” (31,8%) oder “sehr wichtig” (24%).

Die Teilnehmenden der Finanzwirtschaft haben wir im Gegenzug gefragt, welche Form von Begleitung ihre Organisation im Rahmen der Nachhaltigkeitstransformation mit Unternehmen anbieten und wie intensiv diese Leistungen jeweils in Anspruch genommen werden. 49,3% der Befragten aus der Finanzwirtschaft gaben an, “transformationsaktivierende Finanzprodukte und –services“ anzubieten und 47,1% erklärten, dass ihre Organisationen Beratungsgespräche mit Unternehmen zum Thema Nachhaltigkeit anbieten. Bei der Frage nach der Annahme dieser Angebote durch die Firmen zeigt sich in den Ergebnissen eine Tendenz, dass Beratungsgespräche etwas besser angenommen werden als die transformationsaktivierende Finanzprodukte und –services. Die folgende Abbildung fasst diese Auswertungen zusammen.

Umfang und Wahrnehmung der Begleitung

Auf der Seite der Realwirtschaft haben wir uns dafür interessiert, als wie umfangreich solche Angebote durch die Unternehmen wahrgenommen werden. Um dies zu erkunden, haben wir die Teilnehmenden der Realwirtschaft gefragt, wie umfangreich die Geldgeber:innen ihr Unternehmen in der Nachhaltigkeitstransformation begleiten/beraten.

Die Ergebnisse zeigen, dass 51,4 Prozent der kapitalmarktorientierten Unternehen bereits tendenziell umfangreich begleitet werden – davon geben wiederum 28,8 Prozent an „eher“ umfangreich begleitet zu werden und 8,6 Prozent „voll und ganz“. Schaut man sich die Unternehmen der Stichprobe allgemein ein, als inklusive der nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen, dann liegt der Anteil der Unternehmen, die tendenziell umfangreich begleitet werden, bei nur 35,6 Prozent. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass die Unternehmen der Realwirtschaft die Begleitung als überwiegend positiv wahrnehmen. Auf die Frage „Nehmen Sie die Begleitung/Beratung der Geldgeber:innen im Rahmen der Nachhaltigkeitstransformation Ihres Unternehmens als positive und unterstützende Begleitung wahr?”, antwortete mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) mit „eher ja“ (38,9 Prozent) oder sogar „voll und ganz“ (18,1 Prozent). Die untere Abbildung fasst diese Ergebnisse zusammen.

Überprüfung der Zielerreichung

In einem nächsten Schritt wollten wir besser verstehen, inwiefern die Geldgeber:innen die Nachhaltigkeit der Unternehmen auch tatsächlich überprüfen. Auf die Frage “Bietet Ihre Organisation die Vereinbarung verbindlicher Transformationspfade (Zielvereinbarungen) an?” antworteten nur 35,8% der Befragten aus der Finanzwirtschaft mit “Ja”. Die Befragten aus der Realwirtschaft baten wir anzugeben, in welchem Umfang die Geldgeber:innen den Fortschritt der Nachhaltigkeitstransformation in ihrem Unternehmen überprüfen. Bei der Auswertung haben wir wieder zwischen kapitalmarktorientierten und nicht kapitalmarktorientierten Organisationen unterschieden und finden auch hier interessante Unterschiede.

Positiv ist hervorzuheben, dass insbesondere in kapitalmarktorientierten Unternehmen 65,3% der Befragten angeben, dass Geldgeber:innen den Fortschritt der Nachhaltigkeitstranformation eher überprüfen (44% der Befragten) oder sogar und ganz überprüfen (21,3% der Befragten). Allerdings muss auch angemerkt werden, dass diese Zahlen in nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen deutlich niedriger sind. Hier geben nur 46,7% der Befragten an, dass Geldgeber:innen den Fortschritt der Nachhaltigkeitstranformation eher überprüfen (32,2% der Befragten) oder sogar und ganz überprüfen (14,5% der Befragten). 36,9% der Befragten in nicht kapitalmarktorientierten Unternehmen berichten, dass Geldgeber:innen den Fortschritt der Nachhaltigkeitstransformation in ihren Organisationen entweder eher nicht (14% der Befragten) oder überhaupt nicht (22,9% der Befragten) überprüfen. Auf Seiten der Befragten der Finanzwirtschaft geben ebenfalls nur ca. ein Drittel der Befragten an, dass ihre Organisation den Fortschritt der Nachhaltigkeitstransformation in den Unternehmen aktiv überprüft. Die nächste Abbildung zeigt die genauen Häufigkeiten.

Zudem haben wir die Teilnehmenden aus der Finanzwirtschaft gefragt, wie sie das Verhalten der Unternehmen der Realwirtschaft wahrnehmen, wenn sie diese bei der Nachhaltigkeitstransformation begleiten. Hier gibt ein relativ großer Anteil an, dass Unternehmen sich ihrer Wahrnehmung nach nur teilweise kooperativ verhalten (42,5 Prozent). Nur 10 Prozent geben hingegen sehr kooperativ an.

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Strategische Einflussmöglichkeiten der Finanzwirtschaft

Um besser zu verstehen, wie die Finanzwirtschaft Einfluss auf die Nachhaltigkeitstransformation der Unternehmen in der Realwirtschaft nimmt, haben wir beide Seiten hierzu tiefer befragt. Die Befragten in kapitalmarktorientierten Unternehmen der Realwirtschaft haben wir gefragt, wie aktiv und durch welche Formate sich die Anteilseigner:innen ihres Unternehmens für eine Entwicklung in Richtung Nachhaltigkeit einsetzen. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere die Kategorien “Dialog/Austausch mit unserem Unternehmen”, “Stimmrechtsausübung oder Proxy Voting” und “aktive Mitwirkung durch einen Sitz im Aufsichtsrat” besonders stark durch die Unternehmen der Realwirtschaft wahrgenommen werden. Die folgende Abbildung fasst die Häufigkeiten der Antworten zusammen.

Interessanterweise zeigt sich bei der Befragung der Teilnehmenden der Finanzwirtschaft, dass diese teils ganz unterschiedliche Formate als aktiv genutzt ansehen. Obwohl auch unter den Befragten der Finanzwirtschaft “Dialog/Austausch mit den Unternehmen” den ersten Platz bestreitet, wird dieser gefolgt von “technische Unterstützung, Beratung, Vernetzung” und “Unterstützung zur Entwicklung neuer Märkte”. Falls diese Angebote tatsächlich in diesem Umfang durch die Finanzwirtschaft gemacht werden, werden sie in der Realwirtschaft anscheinend deutlich schwächer wahrgenommen.

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