Die Dynamik im Nachhaltigkeitsbereich der Wirtschaft ist derzeit enorm. Verschiedene Ansätze und Studien versuchen diese Entwicklungen einzuordnen und Handlungsempfehlungen zu formulieren. Der Rat für Nachhaltige Entwicklung hat in einer Studie aus Mai 2021 von 0,15% wirklich nachhaltiger Unternehmen in Deutschland gesprochen – der prozentuale Anteil wirklich nachhaltiger Unternehmen an der Grundgesamtheit aller Unternehmen in Deutschland (in einem streng gefassten Szenario, vgl. S. 51f. RNE 2021: Stand nachhaltigen Wirtschaftens in Deutschland). Das hat wachgerüttelt.
Der bisherige Blick auf die Daten des Sustainability Transformation Monitors hat gezeigt, dass die Nachhaltigkeitstransformation der Unternehmen in Deutschland bereits in vollem Gange ist. Das Thema Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren sowohl in der Real- als auch Finanzwirtschaft an Bedeutung gewonnen und immer mehr Unternehmen erkennen, dass Nachhaltigkeit nicht nur eine soziale und ökologische Verantwortung darstellt, sondern sich auch zu einer wirtschaftlichen Notwendigkeit entwickelt hat.
Die Daten deuten darauf hin, dass dieser Trend auch für die nächsten Jahre weiter anhalten könnte. Wir haben hierzu die Teilnehmenden aus Real- und Finanzwirtschaft dazu befragt, wie sich das Thema Nachhaltigkeit ihrer Einschätzung nach in den nächsten fünf Jahren entwickeln wird. Wie die folgende Abbildung zeigt, teilen Befragte aus Real- und Finanzwirtschaft die Einschätzung, dass das Thema Nachhaltigkeit weiter an Relevanz gewinnen wird. Gleichzeitig lässt sich jedoch auch beobachten, dass Befragte aus der Realwirtschaft eine höhere Relevanzsteigerung des Themas Nachhaltigkeit vorhersehen als Befragte aus der Finanzwirtschaft. So sprechen sich ganze 85% aller Teilnehmenden aus der Realwirtschaft dafür aus, dass Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren stärker in den Kern der Wertschöpfung rücken wird, während dies nur 67% aller Befragten aus der Finanzwirtschaft prognostizieren. Über drei Viertel aller Befragten aus der Realwirtschaft (77%) sehen voraus, dass Nachhaltigkeit stärker ins Zentrum der Kommunikation mit Stakeholdern rücken wird, während nur knapp über die Hälfte aller Befragten aus der Finanzwirtschaft (59%) dies annehmen.
Nachhaltigkeit wird sich zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil entwickeln
Die Abbildung liefert zusätzliche Einblicke hinsichtlich der Gründe, weshalb Unternehmen dem Thema Nachhaltigkeit in den nächsten 5 Jahren eine größere Relevanz zuschreiben. Auf der einen Seite zeigt sich, dass ein Großteil der Unternehmer verstanden hat, dass ein nachhaltigeres Wirtschaften für ein langfristiges, kompetitives Bestehen am Markt unabdingbar sein wird und somit mehr als nur eine sozial-ökologische Obligation für das Unternehmen darstellt. So äußern 65% der Befragten aus der Finanzwirtschaft und ganze 79% der Befragten aus der Realwirtschaft, dass sich Nachhaltigkeit in der Zukunft zu einem wichtigen Wettbewerbsvorteil entwickeln wird.
Auf der anderen Seite sind sich die Unternehmen aber auch dem wachsenden regulatorischen Druck bewusst. 78% der Befragten aus der Realwirtschaft und 63% aus der Finanzwirtschaft gehen davon aus, dass Nachhaltigkeit zukünftig noch stärker reguliert werden wird. Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit künftig nicht ernst genug nehmen, können somit einen wirtschaftlichen Schaden erleiden und laufen Gefahr, ihre eigene Reputation zu schädigen. Auch was die Verzahnung der beiden Welten angeht, zeigen die Daten eine klare Steigerung in der Relevanz, welche Unternehmen dem Thema Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren zuschreiben. So gehen vier von fünf Befragten realwirtschaftlicher Unternehmen (80%) davon aus, dass Nachhaltigkeit künftig eine wichtigere Rolle für Geldgeber:innen in der Finanzierung spielen wird.
Die Zukunft des Sustainability Transformation Monitors
Unsere erste Befragung im Rahmen des Sustainability Transformation Monitors hat bereits viele spannende Einsichten ermöglicht. Neben den Treibern und Hemmnissen der Nachhaltigkeitstransformation richten wir unser Augenmerk vor allem auf die Schnittstellen von Real- und Finanzwirtschaft und die Interaktion zwischen beiden Welten. Unsere Ergebnisse zeigen, wie dynamisch sich die Nachhaltigkeitstransformation der Wirtschaft an dieser Schnittstelle entwickelt. Durch die Ausgestaltung unseres Projektes als Längsschnittbefragung können wir die Veränderungen der nächsten Jahre erfassen, analysieren und eine Rückmeldung zum Stand der Transformation geben.
Wir wollen in den nächsten Jahren den Stand der Transformation der Wirtschaft erheben, Impulse für eine effektive und effiziente Rahmensetzung durch die Politik geben und darüber hinaus ein Benchmarking für Unternehmen anbieten. Dafür möchten wir die Stichproben der Befragung weiter ausbauen und optimieren und dabei ggf. auch über den deutschsprachigen Raum hinausschauen.
Die Daten präsentieren wir dann zu Beginn eines jeden Jahres bei einer öffentlichen Veranstaltung in Berlin und diskutieren sie mit der Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und der Zivilgesellschaft. Aber wir werden auch aktuelle Themen und Impulse aufnehmen. Über die drei Jahre hinweg wird es punktuell verschiedene „Deep-Dives“ zu aktuellen Trends und Entwicklungen im Nachhaltigkeitsbereich. Vorstellbar ist eine Debatte, um Impact Measurement empirisch anzureichern, das Thema Klimaziele und Transformationspfade näher zu beleuchten, oder Governance-Strukturen für nachhaltiges Wirtschaften näher zu untersuchen. Thematische Roundtables mit Vertreter:innen der Real- und Finanzwirtschaft sowie der Politik werden nicht nur dazu dienen, den Dialog zu diesen Themen zu befördern, sondern auch, die Befragung als Herzstück des Projektes thematisch weiter zu entwickeln und zu schärfen.
Wir starten mit dem Sustainability Transformation Monitor eine gemeinsame Reise und hoffen, dass Sie uns dabei aktiv begleiten werden …