Der Sustainability Transformation Monitor

Lesedauer ca. 3 Minuten

Ein Blick auf den Status quo der nachhaltigen Entwicklung ist ernüchternd bis angsteinflößend. Wir haben sechs der neun planetaren Grenzen bereits überschritten, mitten in der „Decade of Action“ ist nur ein sehr überschaubarer Fortschritt bei den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu verzeichnen. Mit den aktuell implementierten und geplanten Klimastrategien der Länder und Organisationen verfehlen wir die Ziele des Pariser Klimaabkommens deutlich. Aber es gibt auch positive Entwicklungen. Die regulative Architektur der Europäischen Union für eine nachhaltigere Wirtschaft, der European Green Deal, wird in diesen Jahren zunehmend effektiv. Viele Unternehmen sind durch die verstärkten Transparenzpflichten direkt oder indirekt über ihre Wertschöpfungsketten betroffen. Dazu gehören die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) mit dem European Sustainability Reporting Standard (ESRS), die EU-Taxonomie, aber auch das gerade abgestimmte europäische Wertschöpfungskettengesetz, die Corporate Sustainability Due Digigence Directive (CSDDD), die nicht nur eine Verschärfung der menschenrechtlichen Sorgfaltspflichten über das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) hinaus mit sich bringen wird, sondern Unternehmen auch beim Thema Klimatransitionspläne stärker in die Pflicht nehmen wird. Es stellt sich für Unternehmen also nicht mehr die Frage nach dem „Ob“, sondern nach dem „Wie“. Nachhaltigkeit gehört zu einem zukunftsfähigen Unternehmen dazu und die nächsten Jahre werden zeigen, welche Unternehmen sich auf diesem neuen Spielfeld bewähren.

Der Sustainability Transformation Monitor (STM) wird in den kommenden Jahren besonders auf zwei Aspekte verstärkt achten. Zum einen konzentrieren wir uns auf die Transformation innerhalb von Unternehmen in der Real- und Finanzwirtschaft. Zum anderen legen wir den Fokus auf das harmonische Zusammenspiel beider Welten. Wir analysieren die Treiber und Hindernisse des Strukturwandels in dieser umfassenden Transformation, zeigen den Einfluss bestehender und potenzieller zukünftiger Regulierungen auf und möchten Trends sowie Veränderungen im Nachhaltigkeitsmanagement transparent darstellen. All dies geschieht vor dem Hintergrund der drängenden Frage, ob die Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen, Ressourceneinsätze sowie Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft tatsächlich nachhaltiger werden. Wir untersuchen, ob es Veränderungen in den Kerngeschäften gibt und ob sich zunehmend nachhaltige Geschäftsmodelle im Wettbewerb behaupten.

Im Spannungsfeld zwischen Real- und Finanzwirtschaft werfen wir Fragen auf, die sich um die Verbindung und Interaktion beider Sphären drehen. Unser Anliegen besteht darin, den Einfluss gezielter Transformationsfinanzierung – also der Finanzierung, die eng mit der nachhaltigen Entwicklung von Geschäftsmodellen verknüpft ist – quantifizierbar zu machen. Hierbei berücksichtigen wir die Perspektiven sämtlicher involvierter Stakeholdergruppen aus Real- und Finanzwirtschaft. Wie präzise gestaltet sich die Interaktion zwischen diesen beiden Welten? Inwieweit werden verbindliche Transformationspfade formuliert und wie steht es um die Verfügbarkeit sowie Standardisierung der erforderlichen Informationen und Datenpunkte zur Messung ihrer Umsetzung? Tragen die neuen Berichterstattungspflichten dazu bei, privates und öffentliches Kapital in Richtung nachhaltigerer Projekte und Geschäftsmodelle zu lenken? Welche Auswirkungen werden Klassifikationsinstrumente, Transparenzvorschriften und Standardisierungsmaßnahmen in den kommenden Jahren haben und erreichen sie die angestrebte Transformationswirkung? Um diese Fragestellungen empirisch zu erforschen, führen wir Befragungen mit Akteuren aus der Real- und der Finanzwirtschaft durch, um einen Einblick in den „Maschinenraum“ der Nachhaltigkeitstransformation zu gewinnen. Unser Fokus liegt dabei auf den Wahrnehmungen jener Personen, die die Nachhaltigkeitstransformation in Unternehmen gestalten und mit den Herausforderungen der Umsetzung konfrontiert sind. Zur Erreichung dieses Ziels haben wir zwei Fragebögen entwickelt, die auf die spezifischen Gegebenheiten der beiden Zielgruppen (Real- und Finanzwirtschaft) zugeschnitten sind. Gleichzeitig wurden die Fragen in beiden Umfragen nach dem Prinzip einer „Schlüssel- Schloss-Logik“ gespiegelt, um die Verflechtung beider Welten transparent zu machen. Welche Hindernisse stehen den Unternehmen der Realwirtschaft bei der Bereitstellung von Nachhaltigkeitsdaten im Wege? Und wie nutzen Akteure der Finanzwirtschaft diese Daten im nächsten Schritt, um Kapital nachhaltiger zu allozieren?

JETZT AKTUELLE STUDIE „SUSTAINABILITY TRANSFORMATION MONITOR 2024“ HERUNTERLADEN

Erfahren Sie mehr über den Stand der Nachhaltigkeits­­tranformation der Wirtschaft. 

weiterlesen

In der Ausgestaltung unseres Befragungsdesigns erfolgte die Abgrenzung zwischen Real- und Finanzwirtschaft nicht mit dem Ziel, eine Wettbewerbssituation zu implizieren (wie etwa die Frage „Wer ist weiter bei der Transformation?“). Vielmehr wurde diese Trennung entlang dieser Schlüssel-Schloss-Logik vorgenommen, um das konkrete Ineinandergreifen der beiden Wirtschaftsbereiche abzubilden. Dadurch sollen Aussagen über den Entwicklungsstand der Verzahnung ermöglicht werden, ohne eine konkurrierende Dynamik zu betonen. Das Projekt wird federführend von der Bertelsmann Stiftung und der Stiftung Mercator in Kooperation mit der Universität Hamburg und der Peer School for Sustainable Development durchgeführt. 

Unterstützt wird das Projekt von Partnern aus Real- und Finanzwirtschaft: dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M.), dem Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW), dem Corporate Responsibility Interface Center (CRIC), dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE), dem Global Compact Netzwerk Deutschland sowie der Wissenschaftsplattform Sustainable Finance. Eine Reihe von Expert:innen aus Praxis und Wissenschaft unterstützt bei der Fragebogenerstellung, Datenauswertung und -kontextualisierung.

Sagen Sie es weiter:

Facebook
Twitter
LinkedIn